Der etwas andere Urlaub in Bella Italia
Avanti, avanti: Italienisch-Sprachkurs im Toskana-Badeort Viareggio – Auf angenehme Art Bekanntschaften schließen
01.07.12
Warum soll es immer der Gardasee, die
Hochburg der deutschen Touristen, sein? Warum nicht einmal die Hochburg
der Italiener erobern und dabei eine neue Art von Urlaub entdecken?
Viareggio ist einer dieser Orte, in denen man kaum die deutsche Sprache
hört, ein Badeort, wo die „Italiani“ ihre Ferien verbringen. Kleine
pastellfarbene Häuser im Jugendstil, von orientalischen Türmchen
gekrönt, schmücken das Zentrum des einst so mondänen Ortes. Die
italienische Schickeria genoss hier früher die endlos langen Sandstrände
der Toskanaküste.
Viareggio hat mittlerweile den Glanz der vergangenen Tage etwas verloren, charmant erscheint es trotzdem mit seinen bunten, aber doch etwas verstaubten Palästen, in die Cafés und kleine Läden eingezogen sind. Nun sind es die einfachen Touristen, die an der „Passeggiata“ flanieren, ganz überwiegend Italiener, aber doch hier und da verirren sich auch Ausländer in den kleinen Ort. Viele von ihnen machen hier nicht einfach nur Urlaub, sondern verbinden diesen mit einem Italienischsprachkurs. So berichtet der Schweizer Thomas begeistert von seinen etwas anderen Ferien. Nach ein paar Stunden in der Sprachschule erkunde er gern Viareggio mit seinem kleinen Hafen und den verträumten Gassen drum herum. Am liebsten ist er mit dem Fahrrad unterwegs, so kann er auch schnell zu einem der wenigen freien Strände gelangen, denn den Badespaß in Viareggio muss man meist bezahlen. An der gesamten Strandlinie sind die sogenannten „Bagnos“ (Badeanstalten) gebaut worden, in denen Eintritt verlangt wird (zwischen fünf und zehn Euro pro Tag). Für Davide, den Besitzer vom „Bagno“ Irene, ganz normal, schließlich gibt es schöne Umkleidekabinen, Liegen und Sonnenschirme dafür. Bequem und sauber sei es und irgendwie auch schön, die bunten Schirme in Reih und Glied zu sehen.
Siegfried und Helena waren in ihrem Italienurlaub bisher nur einmal am Strand. Es liegt nicht am Preis, sondern an der mangelnden Zeit. Die beiden besuchen nämlich nicht nur den Sprachkurs, sondern unternehmen nachmittags mit den anderen Kursteilnehmern häufig Ausflüge ins Umland: nach Pisa, Florenz oder etwa zum Lago Puccini, wo der berühmte Opernkomponist einst zu „Tosca“ inspiriert wurde. Das deutsche Paar hat sich diesmal für eine etwas andere Reise entschieden. Italienisch wollten beiden lernen, denn Urlaub auf einer Strandliege wäre den rüstigen Rentnern zu eintönig.
Die allein stehende Engländerin Judith sieht es genauso. Viareggio hat die pensionierte Englischlehrerin vor Jahren entdeckt. Damals hatte sie hier versucht, den Italienern Englisch beizubringen. Nun kehrt sie zurück – als Schülerin. Es sei nicht nur die Leidenschaft für die italienische Sprache, schön sei auch die Möglichkeit, viele Menschen in ihrem Alter kennen zu lernen und so zu verreisen. Denn Lust auf Neues schwindet nicht mit dem Alter. Sie lächelt und erzählt stolz, dass sie mittlerweile mit ihrem „Barista“ (dem Barmann ihrer Lieblingsbar) kleine Nettigkeiten austauschen kann. Überhaupt sei Viareggio mit seinen 60000 Einwohnern eine gemütliche Kleinstadt, in der man schnell „seinen“ Tante-Emma-Laden und noch viel wichtiger „seine“ Bar für den morgendlichen Cappuccino entdeckt hat. Und wie schön, wenn man dort nach ein paar Tagen beim Vornamen begrüßt wird und einfach etwas plaudern kann, natürlich auf Italienisch.
Alle lernen sie an der Puccini-Sprachschule, wo vor drei Jahren das Programm 50+ eingeführt wurde. Der Direktor Giovanni, selbst in die Jahre gekommen, erfand den Sprachkurs mit Rahmenprogramm für Senioren. Vor allem bei älteren Alleinstehenden kommt es gut an, so reist man zwar allein, hat aber bereits am ersten Tag Kontakte geknüpft, macht gemeinsame Ausflüge, entdeckt immer neue „Ristoranti“, tauscht Anekdoten über die Begegnung mit Italienern aus. Langweilig wird es nie und manchmal entstehen sogar richtige Freundschaften.
Natürlich gibt es auch viele jüngere Leute an der Sprachschule, aber die Senioren sind sich einig, dass das die Kurse viel lebendiger macht, schließlich sei man noch nicht so alt.
Am letzten Abend der Schüler lädt Giovanni zur „Spaghetata“ am Strand ein. Im riesigen Topf kochen die Penne, die Soße – gibt er verschmitzt zu – hat seine Frau gemacht. Aber die Penne al dente zu kochen, sei schließlich auch nicht so einfach. Die Pasta ist gelungen, da sind sich alle Generationen einig. Der Sprachurlaub in Viareggio gilt als voller Erfolg. Am Ende mischen sich alle Sprachen, man hört Deutsch, Schwedisch, Englisch und Spanisch mit italienischen Einsprengseln aus dem Kursus. Die meisten Schüler wollen wiederkommen, weil Italienisch mit Giovanni so schön und Viareggio einfach so entspannt sei. Anna Gaul
Viareggio hat mittlerweile den Glanz der vergangenen Tage etwas verloren, charmant erscheint es trotzdem mit seinen bunten, aber doch etwas verstaubten Palästen, in die Cafés und kleine Läden eingezogen sind. Nun sind es die einfachen Touristen, die an der „Passeggiata“ flanieren, ganz überwiegend Italiener, aber doch hier und da verirren sich auch Ausländer in den kleinen Ort. Viele von ihnen machen hier nicht einfach nur Urlaub, sondern verbinden diesen mit einem Italienischsprachkurs. So berichtet der Schweizer Thomas begeistert von seinen etwas anderen Ferien. Nach ein paar Stunden in der Sprachschule erkunde er gern Viareggio mit seinem kleinen Hafen und den verträumten Gassen drum herum. Am liebsten ist er mit dem Fahrrad unterwegs, so kann er auch schnell zu einem der wenigen freien Strände gelangen, denn den Badespaß in Viareggio muss man meist bezahlen. An der gesamten Strandlinie sind die sogenannten „Bagnos“ (Badeanstalten) gebaut worden, in denen Eintritt verlangt wird (zwischen fünf und zehn Euro pro Tag). Für Davide, den Besitzer vom „Bagno“ Irene, ganz normal, schließlich gibt es schöne Umkleidekabinen, Liegen und Sonnenschirme dafür. Bequem und sauber sei es und irgendwie auch schön, die bunten Schirme in Reih und Glied zu sehen.
Siegfried und Helena waren in ihrem Italienurlaub bisher nur einmal am Strand. Es liegt nicht am Preis, sondern an der mangelnden Zeit. Die beiden besuchen nämlich nicht nur den Sprachkurs, sondern unternehmen nachmittags mit den anderen Kursteilnehmern häufig Ausflüge ins Umland: nach Pisa, Florenz oder etwa zum Lago Puccini, wo der berühmte Opernkomponist einst zu „Tosca“ inspiriert wurde. Das deutsche Paar hat sich diesmal für eine etwas andere Reise entschieden. Italienisch wollten beiden lernen, denn Urlaub auf einer Strandliege wäre den rüstigen Rentnern zu eintönig.
Die allein stehende Engländerin Judith sieht es genauso. Viareggio hat die pensionierte Englischlehrerin vor Jahren entdeckt. Damals hatte sie hier versucht, den Italienern Englisch beizubringen. Nun kehrt sie zurück – als Schülerin. Es sei nicht nur die Leidenschaft für die italienische Sprache, schön sei auch die Möglichkeit, viele Menschen in ihrem Alter kennen zu lernen und so zu verreisen. Denn Lust auf Neues schwindet nicht mit dem Alter. Sie lächelt und erzählt stolz, dass sie mittlerweile mit ihrem „Barista“ (dem Barmann ihrer Lieblingsbar) kleine Nettigkeiten austauschen kann. Überhaupt sei Viareggio mit seinen 60000 Einwohnern eine gemütliche Kleinstadt, in der man schnell „seinen“ Tante-Emma-Laden und noch viel wichtiger „seine“ Bar für den morgendlichen Cappuccino entdeckt hat. Und wie schön, wenn man dort nach ein paar Tagen beim Vornamen begrüßt wird und einfach etwas plaudern kann, natürlich auf Italienisch.
Alle lernen sie an der Puccini-Sprachschule, wo vor drei Jahren das Programm 50+ eingeführt wurde. Der Direktor Giovanni, selbst in die Jahre gekommen, erfand den Sprachkurs mit Rahmenprogramm für Senioren. Vor allem bei älteren Alleinstehenden kommt es gut an, so reist man zwar allein, hat aber bereits am ersten Tag Kontakte geknüpft, macht gemeinsame Ausflüge, entdeckt immer neue „Ristoranti“, tauscht Anekdoten über die Begegnung mit Italienern aus. Langweilig wird es nie und manchmal entstehen sogar richtige Freundschaften.
Natürlich gibt es auch viele jüngere Leute an der Sprachschule, aber die Senioren sind sich einig, dass das die Kurse viel lebendiger macht, schließlich sei man noch nicht so alt.
Am letzten Abend der Schüler lädt Giovanni zur „Spaghetata“ am Strand ein. Im riesigen Topf kochen die Penne, die Soße – gibt er verschmitzt zu – hat seine Frau gemacht. Aber die Penne al dente zu kochen, sei schließlich auch nicht so einfach. Die Pasta ist gelungen, da sind sich alle Generationen einig. Der Sprachurlaub in Viareggio gilt als voller Erfolg. Am Ende mischen sich alle Sprachen, man hört Deutsch, Schwedisch, Englisch und Spanisch mit italienischen Einsprengseln aus dem Kursus. Die meisten Schüler wollen wiederkommen, weil Italienisch mit Giovanni so schön und Viareggio einfach so entspannt sei. Anna Gaul